Home Schooling in der Schweiz

Theoretisch ist der private Unterricht in der Verfassung der Schweiz verankert. Es gilt in der Schweiz zwar Bildungspflicht, aber keine Schulpflicht. Welche Inhalte den Kindern im heimischen „Schulzimmer“ beigebracht werden müssen, ist abhängig vom jeweiligen Lehrplan des Kantons. Auf diese Weise soll sichergestellt sein, dass sich alle Kinder und Jugendlichen in der Schweiz am Ende ihrer Schulzeit auf demselben Bildungsstand befinden.

Eine Schwierigkeit, die sich beim Homeschooling in der Schweiz ergibt, sind die jeweiligen Auflagen, die sich von Kanton zu Kanton unterscheiden. Während der Kanton Bern beispielsweise sehr grosszügig in Sachen Home Schooling ist, sind die Auflagen im Kanton Basel restriktiv. Ob und in welchem Masse Homeschooling seitens des Gesetzgebers überhaupt möglich ist, hängt daher entscheidend vom Wohnort der Familie ab.

Erst Deschooling, dann Home Schooling
Sollte das Kind bereits über einige Zeit eine Schule besucht haben, dann steht vor dem eigentlichen Home Schooling das Deschooling, wobei die Übergänge zwischen diesen beiden Prozessen fliessend sind. Unter Deschooling ist eine Umstellungsperiode zu verstehen, der sich das Schulkind und dessen Eltern stellen müssen, wenn es die Schule verlässt und es mit dem Home Schooling losgehen soll.
Damit ein Kind möglichst optimal vom Homeschooling profitieren kann, ist es wichtig, dass es zunächst die Schulkultur als Normalität hinter sich lassen kann. Aus diesem Blickwinkel heraus wird die grosse Bedeutung von Deschooling deutlich.
Wie bereits angedeutet, bedeutet der Übergang vom Lernen in der Schule zum Lernen Zuhause nicht nur eine Umstellung für das Kind, sondern auch für die Eltern. Wichtig ist es, heraus aus der schulischen Denkweise zu treten und das Lernen von der Schule zu trennen. Es bietet sich beim Prozess Deschooling die Möglichkeit, sich der Vorstellung zu öffnen, dass Lernen viel umfangreicher und weiter zu greifen ist als die schulische Version davon.

Wie lange der Deschooling-Prozess dauert, ist von Kind zu Kind und Familie zu Familie unterschiedlich. Hierbei gibt es weder eine pauschale Angabe noch eine empfehlenswerte Zeitspanne.

Welche Vorteile bietet Homeschooling?
Selbstverständlich gibt es auch beim Homeschooling die sprichwörtlichen zwei Seiten einer Medaille. Wir möchten uns in diesem Zusammenhang jedoch auf zwei Vorteile beschränken.

Homeschooling erlaubt freies Lernen
Wie bereits erwähnt, sind die Eltern beim Homeschooling zwar an offizielle Lerninhalte bzw. Lernziele gebunden, nicht aber daran, WIE sie ihrem Nachwuchs diese Inhalte beibringen und vermitteln. In der Art der Unterrichtsgestaltung besteht also eine grosse Freiheit, die ein Lernen auf kreative und/oder spielerische Weise erlaubt. Strenger Frontalunterricht muss beim Lernen Zuhause ebenso wenig sein wie stumpfes Auswendiglernen bestimmter Inhalte. Eltern können ihren Kindern viele Wissensinhalte durch „Learning by Doing“ beibringen, wie es unter anderem in den Schulen in Skandinavien häufig praktiziert wird.

Kein Stress wegen falschen Lernzeiten und schlechten Zensuren
Jedes Kind tickt in Sachen Biorhythmus etwas anders. Während die einen schon früh morgens auf dem Zenit ihres Konzentrationsvermögens sind, dauert es bei anderen bis zum Vormittag, ehe sie sich auf ihrem Leistungshoch befinden. Beim Homeschooling lässt sich ganz einfach auf die individuelle tägliche Formkurve des Kindes eingehen.
Auch Prüfungsängste oder Angst vor schlechten Zensuren entfallen beim Homeschooling vollständig. Das Kind kann ohne Noten-Druck lernen und zwar in dem Tempo, das für ihn oder sie am besten geeignet ist.